Ecki`s Sicht der Dinge

Hier spiegeln sich meine Gedanken und Emotionen zu besonderen Momenten wieder.

 

Das können natürlich Highlights sein, aber auch alltägliche Beobachtungen. Bei längeren Touren schleichen sich ja auch philosophische und unnütze Ideen ein. Wer also Spaß an krummen oder/und nicht immer wertvollem Gedankengut hat, sollte hier regelmäßig reinschauen.

 

Die Überschrift gibt immer das Thema an - der Rest ist dann Überraschung.

Istanbul - der Schlepper zum Nepper

Kaum bin ich nicht mehr unter der Aufsicht von Gina (der geneigte Leser weiß, dass ich jetzt von meinem Moped rede) tappe ich auch sofort in Schwierigkeiten. 

Kaum hatte ich das Hotel verlassen, kam ich zufällig ins Gespräch mit einem Türken um die Mitte dreissig.  Er war auch auf Besuch hier und wollte auf die andere Seite nach Galata fahren. Also, schwups saßen wir im Taxi und es ging den steilen Berg hinaus durch verwinkelte Gassen. Das Taxi stoppte, mein neuer Freund wollte unbedingt bezahlen und hier tobte das Leben. Bars, Restaurants in Hülle und Fülle. dennoch hatte ich ein komisches Gefühl bei der Sache und wenn ich was in meinem kurzen Leben gelernt habe, dann auf mein Bauchgefühl zu hören. Aber alles lief perfekt, nette Unterhaltung, gutes Essen und auch für meinen islamischen Freund Alkohol. Dann ging es ums Bezahlen und ich bestand darauf die Rechnung zu übernehmen, er setzte sich aber abermals durch. Nur diesmal gab er mir das erste Mal auch einen Grund für mein Misstrauen. Als ich mein Geld rausholte und ich habe immer nur wenig mit, wenn ich ausgehe, schaute er mir zu intensiv auf die Hand, die das Geld hatte. Dann saß am Nachbartisch ein gediegener älterer Herr, der mich mit seinen Augen warnte. Beim Weggehen wollte er mich kurz sprechen, aber mein neuer Freund war sofort wieder zurück, sodass wir nur belanglos reden konnten. Umso mehr war mein neuer Freund erpicht zu erfahren, was er gesagt hätte. Stattdessen habe ich nach einer weiteren Viertelstunde gefühlt ziellosem Herumlaufens meinem neuen Freund, ich nennen ihn jetzt auch mal Murat, gsagt, dass ich jetzt zum Hotel zurück gehen würde. Er war erbost und meinte, dass wir zumindest noch einen Drink zusammen nehmen sollten. Meine Alternativvorschlag war dann, dass wir uns ja dann am nächsten Tag treffen können, wo er ja auch im gleichen Hotel wäre. Das ginge nicht meinte Murat, da wäre er schon woanders verplant. Dann den Abend danach, auch hier blockte er. Da standen wir plötzlich vor einen verkommenen Club in der Seitenstrasse und Murat wollte da rein. Nun war Schluss. Ich sagte Murat ne, da gehe ich nicht rein und bestenfalls gehen wir zum Restaurant zurück, wo wir vorhin waren. Erst lief er schweigsam neben mir die gleiche Richtung bevor er sich verabschiedete und meinte er wolle dann alleine ein paar Drinks nehmen. Allerdings wollte er jetzt 200 Lire von mir für das Dinner. Nun musste ich echt lachen. Das Essen mit Getränken hat zusammen keine 100 Lire gekostet, die gab ich ihm und sagte, "Das hat keine 200 gekostet, aber hier ich lade Dich ein" Schwups, weg war er. Zufälligerweise traf ich dann den Herrn ein paar Minuten später wieder, der mich warnen wollte. Er freute sich, als er mich alleine sah und zeigte mir eine Serviette, auf der er mich in Englsich warnen wollte. Offensichtlich sind die Jungs darauf spezialisiert alleinstehende Männer später in einen Club zu bringen, wo es keine Getränkekarte gibt. Manchmal tauchen wohl auch Frauen auf, die dann angeblich Bekannte von Murat sind. Am Ende steht dann wohl eine überhöhte Rechnung von mehreren hundert Euros, die zur Not auch gewaltsam eingetrieben wird, ggfls mit einem Gang zum Geldautomaten. Das Ende der Geschichte ist, Murat bekam ein Essen spendiert und ich eine freie Taxifahrt plus eine interessante Geschichte zum Erzählen.


Die drei, Gina und ich

Es gibt drei Arten von markanten Schlaglöchern in Rumänien, vorzugsweise auf einem etwas dunkleren grauen Asphalt.

 

Die Sprungschanze:

Sie zeichnet sich dadurch aus, dass Gina ansatzlos gen Mond oder Sonne ausgerichtet wird.

 

Das schwarze Loch:

Durch die nicht sichtbare überraschende Absenkung des Asphalts werden Gina und ich der Schwerelosigkeit übergeben. Nicht lange, aber lange genug, um bei mir einen akuten Herzstillstand diagnostizieren zu können. Dann schlägt die Gravitation wieder voll zu.

 

Der Katapult:

Der bösartigste von allen, da er die beiden obigen kombiniert. Zuerst wird die Gravitation aufgehoben, dann landen wir wieder auf der Erdhalbkugel und Gina nutzt das komplette Potential ihrer Federung. Mensch und "Mädchen" zeigen eine starke Annäherung an die Oberfläche während nun die Sprungschanze ihr hinterhältiges Wesen offenbart und uns wiederum von jeder Gravitation befreit. Dabei löst sich die innige Verbundenheit zwischen Gina und mir auch für Momente auf. Ja, wir haben uns quasi entzweit. Manchmal ganze 40 Zentimeter trennen mein rundes, knackiges Hinterteil von der doch sonst so bequemen Sitzbank. Auch die Fußsohlen werden entlastet und durchgelüftet. Der übliche Herzstillstand wird dann durch ein massiv beschleunigten Puls ersetzt, der dann am Drehzahlbegrenzer endet. Also ca. 8.000 Schläge die Minute. Die Landung selber verläuft dann doch eher harmlos, da keiner stirbt (bis jetzt).  Allerdings wurden auch schone erste Rettungs- mannschaften für russische Sojuskapseln in der Nähe gesichtet. Übrig bleibt das Gefühl, dass man sich nun doch endlich als Stuntrider bewerben sollte, wenn man sowieso schon diesen Gefahren ausgesetzt ist.


Relativität

Eines meiner Ziele dieser Reise war „ low budget-mässig“ zu bestreiten. Also kein Hotel, kein teures Abendessen, etc. stattdessen Zelt, selber kochen und alle unnötigen Ausgaben zu vermeiden. Der Tagessatz, den ich mir zustand, war ausreichend und davon musste ich dann auch Reparaturen, Verschleiß, etc. abdecken. Nach 8 Wochen durch Europa und speziell nach Nordportugal und Rumänien muss ich sagen, was für eine Farce. Ich bin privilegiert! Mein Tagessatz ist für manche Leute hier ein Wochenlohn. Während ich mich für meine Sparsamkeit feiere, stelle ich fest, dass ich dennoch noch weit über dem Schnitt vieler Einheimischer liege. Der Unterschied zu Ihnen und mir? Ich hatte das Glück in Deutschland geboren zu sein. Ich hatte die Chancen in meinem Leben genutzt, die hier deutlich weniger vorhanden sind. Und wenn, dann hat sie nicht den gleichen Effekt, wie ich ihn erleben durfte. Kann ich es ändern? Nein, nicht wirklich. Muss ich mich deshalb schlecht fühlen? Nein, aber dankbar für das Glück sollte ich sein. Gerade ich neige dazu mich schnell zu ärgern und wenn ich das dann in Relation zu den Gegebenheiten hier (aktuell Rumänien) setze, ist es absolut nicht wert sich damit zu länger zu beschäftigen. Es relativiert meine Sichtweise.

 


Mut.....

Als ich von der geplanten Reise durch und nach Osteuropa erzählte, wurde oft davon gesprochen, das wäre mutig oder das würden sie toll finden, sich aber nicht trauen. Der Witz ist, ich bin nicht mutig. Ich bin aufgewachsen in einer Stadt, kenne keine Abenteuer und bin schon nervös, wenn ich den Bus verpassen könnte. Warum mache ich das dann? Ich habe während meiner ersten langen Reise von Alaska nach Mexiko (damals noch zu zweit) erkannt, dass wirklich überall auf der Welt die Menschen einem helfen wollen. Die ganzen Bilder im Kopf von rumänischen Diebesbanden oder Terroristen, die im Wald auf einem lauern, die gibt es nicht. Ich habe in Barcelona an einer extrem belebten Kreuzung meine Helmkamera auf dem Motorrad abgelegt und vergessen. Nach 5 Stunden lag sie da immer noch. Ich verschiebe in Wirklichkeit mein Vertrauen zu den Menschen im Kopf. Natürlich graust es mir davor, wenn irgendwo was schief gehen würde. Ich bin zwar gut vorbereitet und fahre auch auf ankommen, statt auf Rundenrekord, aber natürlich ist das möglich. Was ich auch auf dieser Reise oft feststelle ist, dass wenn etwas nicht klappt, sehr oft sich dann andere und sehr häufig bessere Sachen ergeben haben. Dieser Zusammenhang ist mir speziell auf dieser Reise sehr bewusst geworden. Das hilft mir, auch etwas gelassener zu werden, da ich zunehmend akzeptiere, dass der nicht erfüllte Wunsch oft zu interessanteren Dingen führt. Ein Beispiel gefällig? Ich war der  serbischen Seite kurz vor der rumänischen Grenze auf der Suche nach einem Mittagessen. Zweimal wurde es mir ohne offensichtlichen Grund verweigert. Irritiert und nicht gewillt einem dritten Restaurant die Gelegenheit zur Abweisung zu geben, bin ich dann am dritten Restaurant an der Grenze vorbeigefahren. Das, habe ich später gehört, soll aber gut sein. Auf rumänischer Seite bekam ich dann aber auch nichts, weil ich keine Landeswährung hatte. Geldautomaten gab es  dort nicht. Im nächsten Ort habe ich dann ein Geldautomat gefunden und ein Österreicher mich. Er sprach mich an und wir verbrachten mit seinen Kollegen gemeinsam das Mittagessen in geselliger Runde. Zu meiner Überraschung wurde ich dann auch noch eingeladen. Hätte ich mein Essen auf serbischer Seite bekommen, wäre mir dieses Erlebnis entgangen.

Der einzige Mut, den ich bei mir sehe, ist die Dinge hinter mir zu lassen, die mir mal wichtig waren. Mein Haus, mein Auto und andere Sachen, die ich mal angeschafft habe. Dieses wieder abgeben, das fällt schwer. Es fühlt sich manchmal an, wie versagt zu haben. Aber wofür ein Haus, wenn es leersteht? Wofür das Auto, wenn ich nahezu immer mit dem Motorrad fahre. Das hört sich logisch an, fiel aber schwer - auch weil es so selbstverständlich geworden ist.

 


Motorrad vs. Flugzeug

Nach 2.938 Km bin ich mit meinem Motorrad pünktlich (vorzeitig) angekommen. Das Flugzeug meiner Freundin hatte dagegen 1,5 Stunden Verspätung. In Relation zur geplanten Reisezeit waren das 75 %. Wenn das mit dem Motorrad passiert wäre, reden wir hier von satten 6 Tagen, ist aber nicht passiert.  Sollte ich mit dem Motorrad stürze, dann ist die Wahrscheinlichkeit zu überleben recht hoch, beim Flugzeug sehr, sehr gering. Außerdem wartet mein Motorrad beim Check-In immer sehr geduldig auf mich, es hat noch nie das Gate geschlossen und mich stehen lassen, was leider beim Flugzeug schon passiert ist. Auch die Anreise zum Flughafen entfällt. Allerdings ist der Bordservice auf dem Motorrad dürftig. Das Wasser aus dem Trinkrucksack ist oft nicht entsprechend temperiert und damit endet das Angebot auch schon. 

Fazit:

Von den Komforteinbußen beim Bordservice abgesehen, ist das Motorrad zuverlässiger, sicherer und die angenehmere Art zu Reisen. Auf eine Kostenanalyse habe ich verzichtet, da der Spaß Motorrad zu fahren, eh unbezahlbar ist.

 


Zechprellerei


Meine Tochter und ich sind in Lissabon morgens irgendwo frühstücken gegangen. So auch an diesem Tag, einer der ersten Tage unseres Aufenthalts. Wie üblich an der Bar bestellt und dann konnten wir draussen Platz nehmen. Nach dem einfachen, aber leckeren Frühstück sind wir dann unser Tagwerk angegangen. Als ich beim Yamaha Händler war und gerade mein Tagesbudget kalkulieren wollte, fiel mir siedend heiß ein, dass wir einfach gegangen sind, ohne zu bezahlen. Sofort habe ich meiner Tochter eine Nachricht geschickt, dass sie auf dem Weg in die Stadt nicht dort zufällig vorbei geht und vom wütenden Wirt und anderen Gästen beschimpft, mit Lynchjustiz bedroht wird und am Ende noch in einem portugiesischem Gefängnis ihr kümmerliches Dasein fristen muss, evtl. noch ohne Frühstück. 

Gemeinsam sind wir dann dort hingegangen und als wir an der Bar standen, hat mein zerfurchtes Gesicht noch zerknitterter ausgesehen. Die Reaktion des Wirts war heftig! Er lachte uns an, freute sich über das ganze Gesicht und machte zuerst einmal Handshakes mit mir. Als ich dann bezahlt hatte, natürlich mehr als nötig, stoppte er uns vor dem weggehen. Er stellte drei Gläser und eine Schnapsflasche auf den Tresen und wir drei tranken dann zusammen auf diese verrückte Geschichte. 

Fazit: Zechprellerei kann sich lohnen.


Mal was ernstes....

ich bin jetzt durch den Norden Portugal und Spanien gefahren, habe entlegene Dörfer auf Sardinien gesehen und war im Hinterland von Montenegro, Bosnien Herzegowina und Serbien. Die sogenannten armen Länder, wie Rumänien und Bulgarien, kommen ja noch. Es ist erstaunlich und erschreckend zugleich, wie groß die Kluft zwischen Deutschland und alleine schon diesen Ländern ist, wir reden nicht einmal noch von Afrika oder dergleichen. Das hier sind ja weitgehend auch EU Länder. oder eben kurz davor. Wenn man jetzt glaubt, dass die Armut die Leute neidisch oder räuberisch ( ich benutze ganz bewusst dieses Wort), dann kann ich bis jetzt sagen, dass mein Motorrad mit Gepäck oft stundenlang irgendwo steht und absolut nichts ist bisher entwendet worden. Ich bin weder bedroht worden, noch fühlte ich mich unwohl. Meist bin ich derjenige, der beäugt wird und ich sehe die Fragen in den Gesichtern der Leute: Was macht der hier? Aber niemals unfreundlich, eher distanziert. Wir haben zu wenig Kontakt und Kenntnisse über diese Länder vor unserer Haustür.  Am meisten beeindruckt mich, dass trotz des fehlenden Reichtums die Menschen hier zufrieden wirken, das erlebe ich in Old Germany oft anders.